Die 1. Probefahrt

 

So, als der Seven endlich am Montag, den 21. Mai angemeldet wurde, konnte ich es kaum erwarten die ersten Testkilometer hinter mich zu bringen. Ich nahm mir sogar die zwei darauffolgenden Tage Urlaub, da am Donnerstag aufgrund einer Feiertages die Woche eh schon wieder beendet war (Freitag war Brückentag).

Nach der Arbeit schnell in die Halle, die Kennzeichen montiert, paar Liter Sprit in den Tank, Öl gecheckt und los geht´s !!! Habe ihn erst mal nach Hause überführt, wobei mir schon die ersten Kleinigkeiten auffielen. Zum einen gaben komischerweise nur die vorderen Blinker ihren Geist auf. Zum anderen schlug irgendwas, beim starken Gasgeben und einer Motorbremse, ganz deftig gegen den Gitterrohrrahmen, so das es mir das Gefühl gab, die Hinterachse reißt gleich ab ! Ich tippte auf die Kardanwelle. Was mir jedoch weitaus mehr Sorgen bereitete, war die Geräuschkulisse, die das Getriebe und/oder die Kupplung von sich gaben. Ich empfand es als ein metallisches mahlendes, oder in sehr schneller Frequenz schlagendes ungesundes Geräusch, welches nur auftauchte, wenn man ein- oder auskuppelte. Irgendwie konnte ich mir nicht helfen und ich hatte vor zu meinem Kumpel und Schrauberkollegen Thomas zu fahren, um ihm dieses mal zu zeigen.

Meine Freundin und ich machten uns auf den Weg und fuhren eine kleine Runde über die Dörfer, leider kamen wir nicht allzu weit, da nach ca. 20 km der Motor plötzlich bei Temp 80 kein Gas mehr annahm und abstarb. Er ließ sich auch nicht mehr durch einkuppeln starten. Wir rollten also auf den Radweg aus und die Fehlersuche begann. Als die Stromversorgung gecheckt war, habe ich die Spritversorgung unter die Lupe genommen. Zumal mir schon aufgefallen ist, daß die Sprittpumpe zunehmend lauter geworden ist. Schnell stellte sich heraus, daß diese den Geist aufgegeben hatte, heißgeworden und festgefressen ! Tja, Handy sei dank und wenige Minuten später kam Thomas und schleppte uns wieder nach Hause. Am gleichen Abend sind wir noch in die Halle gefahren und haben die nächste Spritpumpe rausgesucht. Wie gut, daß in unserer Halle schon so mancher Opel zerlegt wurde...

Den nächsten freien Tag beschäftigte ich mich morgens früh direkt mit dem Einbau der zweiten Spritpumpe. Dies war schnell erledigt. Anschließend suchte ich den Grund für das Schlagen und fand anhand der Schleifspuren schnell heraus, daß die Hardischeibe (zw. Kardanwelle und Diff.) an der an einem Rahmenblech hinterschweißten Mutter angeschlagen hatte, die dafür dient, um den "Beifahrergurtschnapper" zu fixieren. Da das Verschieben des Diff´s gar nicht mehr möglich ist (ich habe es schon mit U-Scheiben am rechten Halter etwas weiter nach links gedrückt, da es nicht mittig sitzt), blieb in eingebautem Zustand nur übrig, die Mutter abzumeißeln und die Befestigung mittels eines flacheren Exemplars (mit der Bügelsäge 1/3 absägen) zu befestigen. Schon war Ruhe... anschließend nahm ich mir die vorderen Blinker vor, wobei alle Sicherungen ok waren. Komischerweise gingen ja nur die vorderen nicht ! Die Blinkergläser aufgeschraubt und schon kam es an Tageslicht. Und ich wunderte mich schon, warum VM so großzügig ist und Blinkerbirnen mitliefert, wo doch noch nicht mal Cockpitkontrollampen beim Bausatz dabei waren... es sind nämlich Motorradblinker, und diese haben schließlich 6V Birnen !!! Diese funktionierten so ungefähr 10 mal !!! Dann war Ende mit der Erleuchtung !!!

Als ich unterm Wagen lag und bei laufendem Motor dieses unangenehme Geräusch versucht habe zu lokalisieren, ist mir außerdem noch aufgefallen, daß die Ölwanne im Bereich einer Schraube undicht ist. Diese habe ich mal etwas nachgezogen... bei der Gelegenheit kam der Onkel meiner Freundin (Willi) vorbei, der schon seit über 20 Jahren ein gestandener Deutz-Service-Monteur und zuständig für die ganz speziellen Fälle in der ganzen Welt ist (ist schon Interessant, wenn er aus dem Nähkästchen plaudert und von Schiffsmotoren erzählt, die begehbare Zylinder und Kolben in der Größe mehrerer Litfasssäulen haben). Er hörte sich das Geräusch mal an und fragte, ob das Nadelrollenlager, welches die Getriebeeingangswelle führt, evtl. ausgeschlagen sei... hm, nur leider gibt es an dieser Stelle bei dem Motor keines, wüßte auch nicht, daß es vorgesehen ist. Nun denn, als der Seven endlich wieder lief, habe ich mich auf den Weg zum Thomas gemacht, um ihm auch mal dieses Geräusch zu zeigen und natürlich eine kleine Proberunde zu drehen. Leider kamen wir beide auch zu keinem gemeinsamen Ergebnis, außer, daß das Getriebe eh raus muß, um sich die Sache mal genau anzusehen. Schlimstenfalls ist wohl das Getriebe defekt. Ich fuhr dann wieder nach Hause und rangierte vor der Garage um gerade reinfahren zu können. Als ich ausstieg, bin ich fast vom Hocker gefallen, denn ich konnte meine Einfahrt auf dem Hof und alle Rangierversuche anhand von Öltropfen in ca. 30 cm Abstand verfolgen !!! Sch....., sofort die Kiste ausgemacht und Pappe aus der Garage drunter gelegt. Ein Blick unters Auto brachte nichts zum Vorschein, außer eine komplett verölte Unterbodengruppe !!! Es tropfte einfach überall runter !!! Nützt nichts, Kiste samt Pappe in die Garage und stehen lassen !!! Schnauze voll !!!

Nachmittags ging mir jedoch die Sache mit dem Nadelrollenlager nicht aus dem Kopf. Ich führte ein längeres Gespräch mit Opel und da stellte es sich heraus... der Opel DOHC 16V (C20XE) wurde nur im Fronttriebler mit entsprechendem Getriebe (F16 - F20) verbaut. Dieses hat eine relativ kurze Getriebeeingangswelle (die gerillte in der Glocke, wo die Kupplung drauf steckt), die nicht zum Schwingen neigt. Deshalb ist sie durchgehend Dick und lediglich mit etwas Lagerfett in der Bohrung der Kurbelwelle geführt. Beim Omega A hingegen, der ja serienmäßig max. einen OHC 8V (C20NE) beherbergt, welcher mit einem Hecktrieblergetriebe (R25) versehen ist, ist die Getriebeeingangswelle einiges länger, und neigt somit mehr zum Schwingen. D.h., sie ist am Ende verjüngt und in die Kurbelwellenbohrung kommt ein Nadelrollenlager rein, welches diese Welle sauber führt !!!!!! Da mein 16V aber nie im Hecktriebler verbaut wurde, besaß er dieses Lager nicht !!!!!! Also fing die Welle beim Einkuppeln (wenn auf Sie eine gewisse Kraft wirkt) derart an zu schwingen, daß sie in der Kurbelwellenbohrung an die Außenwand zu schlagen begann !!!! So die gemeinsame Schlußfolgerung und Theorie am Telefon ! Den Ansporn, überhaupt über dieses Lager nachzudenken gab mir ja der Onkel meiner Freundin..... zum Glück !

Den folgenden Feiertag (Donnerstag, Christi Himmelfahrt) konnte ich gar nichts machen, da wir den ganzen Tag auf einer Kommunion waren... ich saß wie auf heißen Kohlen, das könnt Ihr mir glauben ! Zumal die ganze Woche über absolutes Schönstwetter (25 - 28 °C) war !!!

Da ich den Freitag ja auch frei hatte, habe ich mich sofort dem Seven gewidmet. Erst mal aufgebockt und das ganze Öl von der Unterbodengruppe beseitigt. Dann etwas nachgekippt, es fehlte zum Glück nur ein halber Liter, und den Wagen wieder laufen gelassen. Nach ca. 30 - 45 Sekunden lief es wieder anständig, wie ich erkennen konnte, erneut rund um die eine Ölwannenschraube. Auch ein erneutes Nachziehen brachte nichts, im Gegenteil, ich hatte das Gefühl, es läuft immer mehr !! Nun denn, zu Hause kann ich eh nichts machen und bis zur Halle sind es nur 3 km über Land, also Öl bis max. aufschütten und jalla, jalla !!! Dann den Seven, mangels Bühne oder Grube, auf eine angenehme Höhe aufgebockt und schon mal angefangen, das Getriebe auszubauen und nach dem Ölverlust zu suchen. Mist, der Ölverlust kam daher, da sich rund um die eine Ölwannenschraube ein Riß gebildet hatte. Diese habe ich ja neu geschweißt bekommen, allerdings war gerade dieser Teil der Wanne alt. Ich denke, daß dort schon vorher ein Haarriß war, den ich durch das ständige Anziehen vergrößert habe... ein kurzes Mail an hjp mit der Schadenserläuterung und ich bekam umgehendst und kostenlos eine völlig neue Ölwanne !!! Der Kerl ist einfach suuper ! Als ich das Getriebe dann raus hatte, hat es sich auch in der Praxis bestätigt, in der Kurbelwellenbohrung war gar kein Nadelrollenlager !!! Schnell das bei Opel erworbene (ca. 10,- DM) reingedrückt und an einem der nächsten Tage mit Thomas Hilfe das Getriebe wieder montiert, alleine ist dies nicht zu händeln !!!

Tja, kleiner Fehler, große Wirkung, der Seven war fast unfahrbar und ein weiteres Fahren hätte garantiert einen Getriebeschaden zur Folge... mal wieder schade, daß der Bausatzanbieter nicht in der Lage ist in seiner Anleitung auf solche "Kleinigkeiten" hinzuweisen.

 

... die zweite Probefahrt folgt ...